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Thema: Vereinigte Staaten von Amerika So Jan 06, 2013 5:22 am
Hier geht es um die Auswirkungen für die USA. Wie immer natürlich mit der Bitte um Ergänzung...
Die Mehrheit der Amerikaner steht den 65 Kernkraftwerken, deren 104 Reaktorblöcke mit einer installierten Bruttogesamtleistung von 106 GW am Netz die höchste der Welt aufweisen, positiv gegenüber. Das bedarf auch deshalb einer gewissen Würdigung, weil immerhin bereits 19 Kernkraftwerke mit 28 Reaktorblöcken stillgelegt wurden, die noch einmal 10,3 GW Bruttogesamtleistung brachten. Nicht, dass es nicht bereits Probleme gab; man setzt sich nur eben kaum mit Risiken billiger Energie auseinander, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Immerhin ereignete sich in Block 2 des US-amerikanischen Kernkraftwerks Three Mile Island eine partielle Kernschmelze. Bei dem Störfall am 28. März 1979 gab es zwar keine Toten, doch ohne Containment hätte die Schmelze fatale Folgen gehabt. Anders als bei dem RBMK-1000 Reaktor von Tschernobyl, umschloss den Reaktordruckbehälter in Harrisburg ein Sicherheitsbehälter aus Stahlbeton, der den Austritt von radioaktiv verstrahlter Luft oder kontaminiertem Wasser in die Umgebung verhinderte - was auch bei den Reaktoren in Fukushima der Fall war. Daran, wie erschreckend leichtfertig eine der größten Industrienationen der Welt mit dem Thema Kernenergie umgeht, ändern Sicherheitsstandards jedoch nichts. So planten die USA nach Harrisburg zwar zunächst keine neuen Werke, doch die im Bau befindlichen stellten sie fertig.
Augenblicklich ist offiziell ein Reaktor im Bau. Watts Bar 2, eine Anlage, die zwischen Chattanooga und Tennessee liegt, wird trotz ungünstiger Wirtschaftsaussichten von der Tennessee Valley Authority fertig gestellt. Durch schlechtes Management und Finanzkrisen, verzögerte sich die Errichtung des im Februar 2012 bereits zu 81 Prozent abgeschlossenen Projekts erheblich. Eigentlich sollte Block 2 von Watts Bar 2013 ans Netz gehen, doch mittlerweile steht fest, dass dies nicht vor 2015 geschehen wird.
Obwohl der bekennende Atombefürworter Barack Obama für das Haushaltsjahr 2011 eine Verdreifachung der Bürgschaften für Atomkraftwerke auf mehr als 54 Milliarden Dollar beantragte, veranlasste er am 17. März 2011 nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima eine Sicherheitsprüfung aller US-Atomkraftwerke. Sein Energieminister hielt trotz der bevorstehenden Wahlen an den Plänen für neue Atomkraftwerke fest und das, obwohl ein enormer Wandel in der Bevölkerung einsetzte. Im Gegensatz zu Harrisburg und Tschernobyl hinterließ Fukushima offenbar einen bleibenderen Eindruck. Vielleicht liegt es aber auch an einem Wandel innerhalb der Gesellschaft, die mehr und mehr erkennt, dass Handlungen auch folgen haben. So lehnten im März 2011 immerhin 50 Prozent der Amerikaner laut einer repräsentativen Umfrage die Errichtung neuer Atomkraftwerke ab. Noch 3 Jahre zuvor dachten nur 34 Prozent so über dieses Thema. Erstmals seit 1979 genehmigte die Regierung im Februar 2012 den Bau zweier neuer Kernreaktoren für das US-amerikanische Kraftwerk Vogtle am Savannah River. Sie sollen zwischen 2016und 2017 ans Netz gehen. Bis zum heutigen Tag liegen der Atomaufsichtsbehörde NRC angeblich zwanzig weitere Anträge zum Bau von Kernreaktoren vor, was jedoch nicht offiziell bestätigt wurde.