Anzahl der Beiträge : 98 Bewertungssystem : 3 Anmeldedatum : 02.01.13 Alter : 50 Ort : Neumarkt, Oberpfalz
Thema: Auswirkungen auf Schweden So Jan 06, 2013 5:30 am
Ob Schweden, Österreich, die Schweiz oder Italien, sie alle machen ihre offizielle Einstellung zu Nuklearenergie in Form von Volksabstimmungen von der öffentlichen Meinung abhängig. So beschloss das schwedische Volk mit einer Mehrheit von 58,1 Prozent der Stimmen im März 1980, dass keine weiteren Kernkraftwerke mehr gebaut werden sollten, was jedoch später aus wirtschaftlichen Gründen revidiert wurde. 6 noch im Bau befindliche Reaktoren stellte man sogar trotz des Beschlusses noch fertig, denn fossile Ersatzkraftwerke hätten die CO2-Bilanz des Landes erheblich verschlechtert, weshalb der Ausstieg auch im Sinne des Naturschutzes nicht vollzogen wurde.
Nach der Katastrophe in Tschernobyl diskutierte man erneut über die Risiken von Kernenergie und beschloss, bis Juli 1998 einen der beiden Blöcke des damals noch im Betrieb stehenden Werkes in Barsebäck zu schließen und den zweiten noch vor dem 1. Juli 2001 abzuschalten. Am 30. November setzte man dieses Ziel mit der Schließung von Block 1 um. Block 2 folgte am 1. Juni 2005, womit der Standort Barsebäck komplett vom Netz ging.
Kernenergie hat in Schweden mit rund 38 Prozent einen sehr hohen Anteil am Strommix. Das relativ kleine Land besitzt immerhin noch 3 Kernkraftwerke mit insgesamt 10 Atomreaktoren. In den Standorten Oskarshamn und Forsmark werden Siedewasserreaktoren eingesetzt, was für Block 1 auch auf Ringhals zutrifft. Die Blöcke 2 bis 4 sind Druckwasserreaktoren.
Im Februar 2005 wurde im Zuge eines neuen Energieprogramms beschlossen, dass der Neubau von Atomkraftwerken wieder erlaubt werden soll – allerdings unter der Einschränkung, dass diese nur als Ersatz für stillgelegte Reaktoren an bestehenden Standorten gebaut werden dürfen. Der Beschluss erlangte am 17. Juni 2010 Rechtskräftigkeit und wurde von dem schwedischen Reichstag entsprechend bestätigt.