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Forum zum Sarkophag Archiv und Forschung. Die Seite rund um das Unglück von Tschernobyl und den Sarkophag über dem havarierten Reaktor.
 
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 Auswirkungen auf Deutschland

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BeitragThema: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 06, 2013 5:24 am

Hier geht es um die Auswirkungen auf Deutschland. Wie immer mit der Bitte um Ergänzung...

Zwischen den Jahren 1957 und 2004, nahm Deutschland etwa 110 kerntechnische Anlagen in Betrieb, wobei sich diese Zahl sowohl auf Anlagen zur Energiegewinnung, als auch Forschungsreaktoren bezieht. (Die im Archiv entsprechend editierte Stelle ist rot markiert) Dennoch stand die Bevölkerung der Nutzung von Kernenergie immer schon skeptisch entgegen. Die von Tschernobyl ausgehende radioaktive Wolke, zog in der Zeit vom 30. April bis zum 3. Mai 1986 über ein tief in seinen Grundfesten erschüttertes Deutschland hinweg. Tschernobyl löste nicht nur rege Diskussionen aus, sondern führte auch zu überstürzten Handlungen, wie der sinnfreien Entsorgung von verstrahlter Molke. Die Bundesrepublik verwertete etwa 6900 Tonnen Molkepulver. 5000 davon dekontaminierte man und verfütterte sie an Vieh. Die anderen 1900 Tonnen lagern angeblich bis heute in Forsting. Der "Strahlenmolke" Vorfall sorgte in den Nachbarländern Deutschlands für Kopfschütteln. Die Kosten von über 100 Mio. DM wurden als unverhältnismäßig eingestuft und schädigten die Reputation Deutschlands beim Strahlenschutz nachhaltig. Doch auch ohne Molke war der Störfall hinsichtlich seiner gesellschaftlichen und politischen Bedeutung für die Bevölkerung Deutschlands so schwerwiegend, dass er zum Synonym für die Gefahren der friedlichen Nutzung von Nuklearenergie und der Frage nach dem Sinn des wachsenden technischen Fortschritts an sich wurde.

Kaum ein anderes Land litt mehr mit, wenn sich Tragödien wie Tschernobyl, oder Fukushima ereigneten. Entsprechend thematisierte die Bundesregierung die Risiken dieser Energieerzeugungsform jedes Jahr aufs Neue. Bereits im Jahr 2000 regelte Deutschland in Folge des Drängens seitens seiner Bevölkerung den Ausstieg aus der Kernenergie erstmals innerhalb eines im Atomkonsens genannten Vertrags zwischen der Bundesrepublik und den Betreibergesellschaften. Auf Grundlage dieses Abkommens wurde das Atomgesetz 2002 vorbereitet. Ausgehend von einer Regellaufzeit von ca. 32 Jahren, legte die Regierung darin die Reststrommenge fest, die ein Atomkraftwerk vor seiner Stilllegung noch produzieren darf. Basierend auf Erfahrungswerten mehrerer in der Vergangenheit stillgelegter Kraftwerke, ergab sich aus den damals zugeteilten Reststrommengen, dass bis 2021 auch das Letzte der 19 deutschen Kernkraftwerke stillgelegt werden könnte.

Zwar legte man das Kernkraftwerk Stade am 14. November 2003 still und auch Obrigheim verabschiedete sich am 11. Mai 2005 aus dem Netz, doch am 28. Oktober 2010 entschied der Bundestag eine Laufzeitverlängerung. Die Betriebszeiten der sieben vor 1980 in Betrieb genommenen Anlagen wurden um je acht Jahre und die der zehn übrigen Atomkraftwerke um je 14 Jahre verlängert. Ob dabei tatsächlich Umweltaspekte eine große Rolle spielten ist fraglich, denn die Regierung verlangte den Energiekonzernen dafür eine jährliche Zahlung von je 300 Millionen Euro in den Jahren 2011 und 2012 und von je 200 Millionen Euro bis 2016 ab. Und als ob das nicht ausreichen würde, rief die Bundesregierung für den Zeitraum vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2016 eine Brennelementesteuer ins Leben, die jährlich 2,3 Milliarden Euro in die Haushaltskassen Deutschlands spülen. Nach dem Unglück in Fukushima nahm Deutschland die Laufzeitverlängerungen der Standorte zurück. Die Bundesregierung berief ein Atom-Moratorium ein und beschloss letztendlich den Atomausstieg bis 2021.

Am 30. Mai 2011 stimmten 513 Abgeordnete im Bundestag in namentlicher Abstimmung für den Ausstieg, 79 sprachen sich dagegen aus und 8 enthielten sich. Die Acht im Zuge des Moratoriums stillgelegten Atommeiler bleiben somit endgültig vom Netz. Die restlichen 9 werden nach und nach abgeschaltet, wobei drei davon bei Bedarf auch erst 2022 vom Netz gehen könnten. Die Brennelementesteuer wird jedoch in vollem Umfang weiter erhoben.


Zuletzt von Feindbild am So Jan 20, 2013 7:31 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 06, 2013 8:09 am

Also ich hatte gehört, nach dem Unglück gab´s im Osten Deutschlands übermäßig viel Obst und Gemüse. Das war damals seltene Ware. Ein großer Teil sah das schlagartig eingetroffene Überangebot skeptisch und hat´s nicht gegessen, obwohl das wie gesagt seltenes Essen war.
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BeitragThema: Re: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 06, 2013 10:08 am

Das war das Obst und Gemüse das die Lieferanten aus dem Osten im Westen nicht losgeworden sind. Da die damalige Regierung dem großen Bruder der UDSSR nicht schaden wollte wurde auch dort die Reaktorkatastrophe heruntergespielt und die Bevölkerung durch beschwichtigende Aussagen im Glauben gelassen das alles nur halb so schlimm sei. Gut das es genug Skeptiker gab und auf das reichhaltige Angebot zum größten Teil verzichtet wurde.
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BeitragThema: Re: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 06, 2013 8:38 pm

Ja, das mit dem schlagartigen Überangebot von Obst und Gemüse der DDR hat es Zeitzeugen zufolge nach der Katastrophe tatsächlich gegeben. Das betraf trauriger Weise auch Kindertagesstätten. Außerdem hielt man die Bevölkerung über die bis zum tausendfach höheren Strahlenbelastungen im unklaren. Das Magdeburger Bezirkshygieneinstitut nahm im Mai 1986 Bodenproben und ermittelten Werte bis zu 40.000 Bq/kg. In Kräutern waren es sogar 76.000 Bq/kg.

PS.
Herzlich willkommen hier im Forum, Kaarster und Matthias. Es freut mich, dass ihr her gefunden habt.
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BeitragThema: Re: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 20, 2013 6:56 am

In Deutschland nahmen zwischen 1961 und 1989 nur 36 Kernkraftwerke den Betrieb auf, inklusive die 6 DDR-Reaktoren Greifswald-1 bis 5 und Rheinsberg. 110 ist eine utopische Zahl, soviel Anlagen waren nicht mal in beiden Deutschland-Staaten zusammen geplant. In der BRD waren sonst nur 14 weitere Kernreaktoren geplant gewesen, in der DDR nur 5 (+2) Kernreaktoren. Nach der Inbetriebnahme von Neckarwestheim-2 1989 in der BRD bzw. Greifswald-5 1989 folgten keine Kernkraftwerke mehr, deshalb verstehe ich die Zahl 2004 nicht!? Wenn man auf den FRM-II Anspielen will, darum handelt es sich um einen Forschungsreaktor, die sowohl vom Atomausstieg ausgeschlossen sind, als auch keine Leistungsreaktoren sind. Das ist eine wichtige konstruktive Differenz.
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BeitragThema: Re: Auswirkungen auf Deutschland   Auswirkungen auf Deutschland EmptySo Jan 20, 2013 7:26 am

Ja, ich habe das wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Gemeint waren eigentlich kerntechnische Anlagen an sich - also sowohl zur Energiegewinnung, als auch Forschungsreaktoren. Quelle für diese Zahl war Wikipedia, deren Autor zum Thema bis 2004 von 110 Anlagen spricht. Deshalb auch die Jahreszahl. Ich schicke dir mal den Link zum Wikipedia Artikel mit.

Den Patzer habe ich ausgebessert. Danke für den Hinweis.

Beste Grüße
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